Donnerstag, 28. Juli 2011

Sommer, Sonne, Strand und Irland


Dienstag, 12. Juli 2011. Camphill Community Clanabogan, Nordirland.
Ein Feiertag. Was genau an diesem 12. Juli vor ca. 300 Jahren vorgefallen ist, weiß hier niemand. Nur in groben Zügen kann man erfahren dass es wohl ein Kampf zwischen Katholiken und Protestanten gewesen sein muss. In der Zeitung werden Straßenschlachten angekündigt. Es wird davon abgeraten, in größere Städte zu reisen, abgesehen davon fahren weniger Busse. So wird meine Tagesplanung unerwartet umgeworfen.  Eigentlich wollte ich mit David und Markus, zwei anderen Co-workern an die Küste fahren um dort in der Nähe von Darry eine einzigartige Steinlandschaft namens Giant’s Causeway zu besichtigen, doch daraus wurde wie gesagt nichts. Es gibt also um 10 Uhr Frühstück - Kornflakes und Honigbrot, wie immer. Anschließend werden Brote geschmiert. Sandwiches, schön mit Salat, Tomate und gestampftem Ei als Aufstrich. Das Brot dafür kommt aus der eigenen Bäckerei in der die Villager backen. Man könnte es fast als „Allrounder“ bezeichnen. Es ist weich genug um getostet zu werden und hart genug um es normal zu schmieren. Das liegt vermutlich an der Körnermischung. Die Sandwiches also eingetütet, Davies Rollstuhl samt Davie über eine mobile Rampe in den Van geschoben, Handtücher eingepackt und ab an den Strand. Allein die Fahrt an die Westküste ist schon ein Erlebnis an sich. Nicht nur, dass man bei jedem entgegenkommenden Auto zusammen Zuckt weil es auf der falschen Seite fährt, nein: Kühe kreuzen den weg und es bilden sich Schlangen von Autos, die verzweifelt versuchen, an den verängstigten Tieren vorbei zu kommen, man fährt durch Moorlandschaften, verziert mit gleichmäßigen rechteckigen Gruben, die auf Torfabbau zurückschließen lassen. Die holprigen Straßen mit Hecken hinter den Straßengräben verleihen dem ganzen etwas Uriges. In einer Stadt werden wir von einem Festzug aufgehalten. Männer und Frauen in Schottenröcken, Dudelsäcke, Pauken und Trommeln sind zu hören. Dann am Strand angekommen fahren wir mit dem Auto  über den von Ebbe und  Flut zu Betonstärke zusammengepressten Sand. Wie uns auffällt, sind wir nicht die einzigen, die den Feiertag in Kombination mit dem guten Wetter genutzt haben um an die Küste zu fahren. Hunderte Autos Säumen den Strand soweit das Auge reicht. Es ist nicht sehr idyllisch aber wohl ein Zeichen der menschlichen Trägheit das sich hier zeigt. Kein Wunder: diese Kilometer lange Bucht an der westlichen Atlantikküste Irlands mit dem puderzuckerfeinen Sandstrand und den von Graß überwachsenen Dünen, die  die wie eingefrorene  Wellen aus Sand da liegen, ist wohl nicht nur wegen der idyllischen Landschaft so ein beliebtes Touristenziel. Auch eine Surfschule gibt es hier. An diesem Tag scheint es aber so als ob sich der Wind andere Ziele gesucht hätte. Das Meer ist ruhig. Wenn man die Augen schließt hört man nur kleine Wellen brechen. Man fühlt wie die salzige Luft in die Haut zieht und genießt die Wärme der Sonne die den Strand in eine Herdplatte verwandelt.  Kleine Miesmuscheln liegen in dem warmen Wasser, das jedoch immer kälter wird, je weiter man hinaus schwimmt.  Auch der klassische Eiswagen mit kleiner Glocke, der als Kindermagnet alle Eltern in den Wahnsinn treibt fehlt nicht. Das Eis ist zwar schlecht doch ihm wird von der Sonne und dem Meer  Geschmack verliehen. Es geht in so einem Fall eigentlich ja nur um das Eis an sich; um  die Handlung, Eis zu essen um das Gefühl „Urlaub“ komplett zu machen. Und auch wenn es nur ein einziger Tag ist, an dem wir diesen Strand genießen, so ist es trotzdem ein Tag Sommer, Sonne, Strand und Meer.
Sehr gelungen ;)
Malte

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